CDU Bielefeld

Ein »Veilchen« für den politischen Gegner

Bei der CDU teilen Bosbach und Nettelstroth aus

Bielefeld (WB). Voller geht’s nicht: Mehr als 400 Menschen wollten gestern Abend in der Hechelei ihn hören, den Klartext-Redner der CDU, Wolfgang Bosbach.
 
Und beim »politischen Veilchen-Dienstag« der Bielefelder CDU-Ratsfraktion machte er seinem Ruf alle Ehre, verpasste dem ein oder anderen gekonnt ein Veilchen – im übertragenen Sinne, versteht sich. Bosbachs voller Terminkalender hatte die Fraktion dazu veranlasst, bereits einen Tag vor Aschermittwoch zum Tacheles-Reden einzuladen. »Schließlich haben wir schon seit 2009 versucht, Bosbach zu bekommen«, sagte Fraktionsgeschäftsführer Detlef Werner.
 
»Heute ist man schon Rebell, wenn man bei seiner Meinung bleibt«, kokettierte Bosbach mit seiner Rolle in der CDU, sprach dabei spürbar den Menschen im Saal aus dem Herzen. Klare Position bezog Bosbach gegen SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz: »Mir ist nicht egal, wenn er für die Vergemeinschaftung der Schulden im Euro-Raum ist«, sagte er mit Blick auf Griechenland. Das erste Mal viel Beifall.
 
Mehr Patriotismus wünschte sich Bosbach. »Man muss sagen dürfen: Ich bin stolz, Deutscher zu sein, ohne gleich in die rechtsradikale Ecke gestellt zu werden.« Wieder Beifall.
 
Am 24. September gehe es um die Frage Rot-Rot-Grün. »Wenn die SPD sagt, wir machen mit der Linkspartei keine gemeinsame Sache, glaube ich das nicht«, so Bosbach. Die sozial Schwachen zu schützen sei richtig. »Soziale Gerechtigkeit schulden wir aber auch denen, die brav zur Arbeit gehen und den Sozialstaat finanzieren.« Erneuter Applaus.
 
Klare Kante auch gegenüber dem türkischen Präsidenten Erdogan. »Wir können kein Interesse daran haben, dass Wahlkämpfe anderer Staaten bei uns stattfinden. Wer unbedingt Erdogan zujubeln möchte, kann ja in die Türkei fliegen.« Jubel auch im Saal.
 
»Warum tun wir uns in der CDU so schwer, Dinge klar aussprechen«, fragte Bosbach sodann. »Wenn wir in diesem Land zusammen leben wollen, müssen alle die Rechtsordnung der Bundesrepublik einhalten. Wer nach den Regeln der Scharia leben will, dem müssen wir sagen, dass er sich das falsche Land ausgesucht hat«, hielt Bosbach radikalen Muslimen entgegen. Und: Für ihn gelte nicht der Satz: »Der Islam gehört zu Deutschland.«
 
Mit klaren Ansagen sparte auch CDU-Ratsfraktionschef Ralf Nettelstroth nicht. Er knöpfte sich die kommunalen und NRW-Themen vor. Für die Tüte am Hauptbahnhof, die Treppenstraße in Brackwede oder den Kesselbrink forderte er Ordnungskonzepte. »›Alles halb so schlimm‹ heißt es schnell. Doch dann sollte man mal mit den Leuten vor Ort sprechen.« Anders als es Ordnungsdezernentin Anja Ritschel verkaufe, gehe bei den Menschen die Toleranzschwelle immer weiter nach unten.
 
Auch in Sachen Hochschulcampus forderte Nettelstroth rasches Handeln: »Es darf nicht sein, dass der erste Bebauungsplan erst 2020 vorliegt.« Und der vorausschauenden Politik der Union sei es zu verdanken, dass sich die Schullandschaft in Bielefeld jetzt vernünftig entwickeln könne.